Das Reich und Großbritannien 1650-1850. Ideen- und kommunikationsgeschichtliche Zugänge zu einer "entangled history"

Das Reich und Großbritannien 1650-1850. Ideen- und kommunikationsgeschichtliche Zugänge zu einer "entangled history"

Organizer
Univ.-Prof. Dr. Stefan Ehrenpreis/ Univ.-Ass. Dr. Niels Grüne
Venue
Location
Innsbruck
Country
Austria
From - Until
17.02.2016 - 19.02.2016
Deadline
15.08.2015
Website
By
Stefan Ehrenpreis

Die Frage nach historischen Phasen von Beziehungs- und Kreuzungsmomenten zwischen europäischen Gesellschaften wird in der Forschung seit einigen Jahren unter dem Begriff der „entangled history“ gefasst. Dieser Forschungsansatz geht von gegenseitigen Beeinflussungen aus, die sich weniger in engerem Sinne politisch, als vielmehr gesellschaftlich und mental zeigten. Die in national unterschiedlichen Entwicklungen fußenden Abgrenzungen wurden durch kulturelle Begegnungsprozesse verändert, die bei zahlreichen Akteuren und in neuen Druckmedien seit dem 16. Jahrhundert die kulturellen Wahrnehmungen selbstreflexiv zum Thema machten. Entstanden in der Renaissance, erhielten europäisch-vergleichende Wahrnehmungsprozesse seit der Frühaufklärung einen erheblichen Schub, da ältere mächtepolitische oder konfessionelle Feindbilder an Erklärungskraft einbüßten. Der Untersuchungszeitraum ca. 1650-1850 umfasst eine Zeitspanne wichtiger aufklärerischer und frühromantischer Neufassungen europäischer Wertkategorisierungen, außerdem eine erhebliche Zunahme medialer und kommunikativer Vermittlungsmöglichkeiten und auch von Migrationsprozessen. Ein besonderes Forschungsinteresse kann auch die gewählte Raumperspektive beanspruchen. Im Gegensatz zur Erforschung des frühneuzeitlichen Frankreich hat die Beziehung Mitteleuropas zur britischen Welt des 17. und 18. Jahrhunderts in der Forschung lange kaum eine Rolle gespielt, was sich freilich gerade zu ändern beginnt.

Auf der Tagung sollen in der Kombination geschichts- und kulturwissenschaftlicher Ansätze wesentliche Räume, Techniken und Grenzen des Kulturtransfers zwischen diesen beiden Vergleichseinheiten untersucht werden. Das Reich und Großbritannien waren zwar nicht benachbart, gelten als institutionell und gesellschaftlich völlig unterschiedlich verfasst und im Hinblick auf die frühneuzeitliche globale Dimension als höchst ungleich engagiert. In erweiterter beziehungsgeschichtlicher Sicht tritt jedoch eine Vielfalt und Intensität politischer Rezeptionsprozesse hervor, die bislang häufig unterschätzt worden sind.

Für eine kulturhistorisch inspirierte gesellschaftsgeschichtliche Beziehungsgeschichte zwischen frühneuzeitlichen Gesellschaften sind in unserer Perspektive vor allem langfristig wirkende Verflechtungen und die wechselseitige Rezeption sozialer und herrschaftlicher Entwicklungen von Interesse. Das Reich und Großbritannien sollen hier nicht so sehr als staatliche Entitäten, sondern als Räume unterschiedlicher Ordnungsmuster begriffen werden, welche die Zeitgenossen in Hinsicht auf Gemeinsamkeiten und Differenzen, Selbstvergewisserungs- und Adaptionspotentiale reflektierten. Aus diesem Blickwinkel wandelt sich der ‚Systemvergleich‘ von einer retrospektiven Analysemethode zu einer denk- und handlungsprägenden Kommunikationskategorie auf der Akteursebene. Von den konkreten Berührungspunkten politischer, wirtschaftlicher und intellektueller Art ausgehend, fragt die Tagung nach Akteuren, Medien, Kontexten und Inhalten der beiderseitigen Wahrnehmung und nach dem Umgang mit den jeweils ‚anderen‘ Ordnungskonzepten. Innerhalb dieses Themenspektrums konzentriert sie sich auf den Aspekt der kulturellen Begegnung anhand von ideengeschichtlichen Rezeptionen, medial vermittelten politisch-sozialen Konzepten und Kommentaren, literarischen Übernahmen sowie sprachlichen Übersetzungen und betont dabei die Akteursebene.

Erwünscht sind methodisch und empirisch orientierte Beiträge aus allen Bereichen der Geschichts- und Kulturwissenschaften, die die Perspektive des Reiches bzw. Großbritanniens auf die jeweils andere Seite beleuchten oder Elemente einer Beziehungsgeschichte in Philosophie, Literatur, Politik oder Kultur vorstellen.

Bitte senden Sie Ihre Vorschläge für einen Vortrag von 30 Minuten (deutsches oder englisches Abstract mit ca. 4.000 Zeichen) bis zum 15. August 2015 an stefan.ehrenpreis@uibk.ac.at oder niels.gruene@uibk.ac.at. Über die Annahme wird im September 2015 entschieden. Tagungssprachen werden Deutsch und Englisch sein.

Programm

Contact (announcement)

Stefan Ehrenpreis

Institut für Geschichtswissenschaften und Europ. Ethnologie, Innrain 52, A-6020 Innsbruck

00435125074380

stefan.ehrenpreis@uibk.ac.at


Editors Information
Published on
11.06.2015
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Temporal Classification
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Language(s) of event
English, German
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